Cloud Service killed the On-Prem-System? Nicht ganz: In manchen Szenarien kann On-Premises noch sinnvoll sein. Im Großen und Ganzen ist die Cloud aber der einzige Weg für Unternehmen, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Welche Vorteile und Herausforderungen die Cloud bereithält und wie die Migration gelingt, erfahren Sie hier.

Umstieg von einer On-Prem Lösung zur Cloud Migration.
Cloud Migration © phonlamaiphoto/Adobe Stock

Cloud oder nicht Cloud – das ist hier die Frage

Explodierende Datenvolumen, blitzschnelle Internetverbindungen, flexible New-Work-Konzepte und leistungsstarke Technologien: ein guter Nährboden für Unternehmen, die wachsen wollen. Und die Cloud ist der Wegbereiter: Sie ist eine Voraussetzung, um Big Data und verteilte IT-Umgebungen heute noch kontrollieren und optimal nutzen zu können. Laut einer aktuellen IDG-Studie erklärten mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen, dass sich nach dem Cloud-Umzug direkt ein konkreter Nutzen zeigte.

Die wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand: Die Cloud erleichtert dem IT-Team das Managen der Infrastruktur und schafft Ressourcen für das Kerngeschäft und Aufgaben, die dem Unternehmen einen größeren Nutzen bieten. Weil das Kaufen, Warten und zum Großteil auch die Administration der zusätzlichen Infrastruktur entfallen, können außerdem Kosten eingespart werden.

Ein Zuckerschlecken ist die Cloud Migration freilich nicht. Unternehmen müssen sich auf die eine oder andere Herausforderung einstellen. Zum Beispiel lassen sich historisch gewachsene Software-Strukturen, die On-Premises laufen, nicht ohne Weiteres in die Cloud überführen. Die vorhandene IT-Infrastruktur muss dafür aufgelöst und in flexiblere, agilere Lösungen übersetzt werden. Gleichzeitig bringt die Cloud bestimmte Compliance- und Cyberrisiken mit sich.

Was sind On-Premises-Lösungen?

On-Premises, kurz On-Prem, bedeutet auf Deutsch „vor Ort“ oder „lokal“. Der Begriff bezeichnet Inhouse-Lösungen, die in den eigenen Räumlichkeiten installiert sind und auf eigener Hardware eigenverantwortlich betrieben werden. On-Prem-Systeme sind in den meisten Unternehmen als historisch gewachsene Architekturen etabliert. Nicht ohne Grund, denn sie bringen eine Reihe an Vorteilen mit sich:

  • Volle Entscheidungsmacht über die IT-Infrastruktur inklusive Datenmanagement
  • Mehr Kontrolle über die eigenen Geschäfts- und Kundendaten
  • Einmalige Kosten für Kauflizenz-Software mit einer Wartungsgebühr oder Abo-ähnliche Term-Lizenzen mit integrierter Wartung
  • Starke Individualisierbarkeit nach den geschäftsspezifischen Anforderungen
  • Nutzbar ohne Internet für unterbrechungsfreies Arbeiten
  • Einsatz von historisch gewachsenen Anwendungen möglich

Letzteres ist ein triftiger Grund, weshalb immer noch viele Unternehmen mit reinen On-Premises-Strukturen arbeiten. Diese sind leichter im Status quo aufrechtzuerhalten als via Cloud Migration in eine moderne Cloud-Umgebung zu überführen. Nichtsdestotrotz sind die lokalen Strukturen oftmals veraltet und nicht optimal gewartet.

Hinzu kommen folgende Nachteile:

  • Hohe Anfangsinvestitionen für Räumlichkeiten, Hardware, Personal und Sicherheitsmaßnahmen
  • Kostenintensive Erweiterung, nachdem die Investition nach (in der Regel) drei bis fünf Jahren abgeschrieben ist
  • Schlechte Skalierbarkeit bei wechselnden Anforderungen an die Hardware
  • Begrenzte Updates und Synchronisationsprobleme, wenn nicht in Software-Aktualisierungen investiert wird
  • Zeitintensive Wartung und Pflege

Haben On-Prem-Lösungen eine Zukunft?

Mit Blick auf das Potenzial von Big Data und die neuen Technologien können solche Strukturen das Geschäft bremsen. Aber keine Sorge: In bestimmten Szenarien sind Inhouse-Lösungen auch in Zukunft sinnvoll. Zum einen sind geschäftskritische Prozesse im eigenen Rechenzentrum immer noch am sichersten. Dort sind auch Schlüsselanwendungen gut aufgehoben – zum Beispiel Hardware-Security-Module, die in netzwerkgebundenen Geräten wie kompakten Bladeservern oder USB-Dongles kryptografische Schlüssel speichern, oder vertraglich vereinbarte Regelungen mit Kunden, die einen lokalen Einsatz erfordern. Auch in puncto Datenschutz ist ein Offline-Backup sinnvoll. Dafür muss die gesamte Backup-Umgebung inklusive der für die Recovery benötigten Tools aber in einer ganzheitlich geschützten, abgeschotteten Umgebung liegen.

Die Grundlagen von Cloud Computing

Abgelöst werden die Vor-Ort-Strukturen von Cloud Computing, einer modernen Form der Bereitstellung von IT-Infrastruktur. Ressourcen wie Software oder Speicherplatz befinden sich dabei nicht in den eigenen Räumlichkeiten, sondern sind über ein Netzwerk verfügbar. Im Zentrum von Cloud Computing stehen drei verschiedene Cloud-Typen:

Die Private Cloud ist eine interne Unternehmens-Cloud. Sie kann on- und off-premises, also an einem anderen Standort, betrieben werden. Mitarbeitende greifen hier auf die IT-Dienste des eigenen Unternehmens zu.

Eine Public Cloud wird von einem externen Anbieter betrieben. Dieser stellt seinen Service per Internet zur Verfügung. Der Zugriff ist kostenfrei oder gegen eine Gebühr über eine Web-Plattform möglich.

Eine Hybrid Cloud vereint die private und die öffentliche Cloud. Weniger sensible Services laufen in der skalierbaren, flexiblen Public Cloud über das Internet, während datenschutzkritische Dienste im Unternehmen in der proprietären Infrastruktur bleiben. Damit ist das hybride Modell besonders flexibel und agil.

Welches Modell Sie auch wählen: Die Basis ist eine langfristige Ausrichtung der Cloud-Strategie, die eng mit der Business-Strategie verzahnt ist. Das Fehlen eines strategischen Fahrplans – einer konkreten Cloud-Strategie – zählt zu den häufigsten Fehlern im Cloud Management. Und das kann teuer werden, sei es, weil Sie kostspielig nachrüsten müssen oder Ressourcen nicht effizient nutzen können.

Warum von On-Premises in die Cloud wechseln?

Für den Wechsel von On-Premises-Modellen zu Cloud Services, also die Cloud Migration, gibt es viele Gründe. Im Vordergrund stehen die Agilität, Flexibilität und Geschwindigkeit der neuen Technologie. Vor allem bei den As-a-Service-Modellen sind die Ressourcen nahezu unbegrenzt und leicht skalierbar. Weder müssen Sie neue Gewerbeflächen anmieten noch Hardware hinzukaufen (und eventuell kurz darauf wieder downsizen), wie es beim On-Prem-Modell der Fall ist. Cloud-Ressourcen lassen sich flexibel und kosteneffizient nutzen. Ein weiteres Goodie: Security-technisch sind Sie nicht auf sich allein gestellt – Sie teilen sich die Verantwortung mit den Anbietern.

Mit der Nutzung von Cloud Services verlagern Sie außerdem Ihre Ausgaben von Capex zu Opex: Die Anfangskosten sind geringer als beim On-Prem-Modell, da Räumlichkeiten und Hardware vom Provider gestellt bzw. nur anteilig von den Kunden bezahlt werden. Viele Provider stellen ihre Services sogar kostenlos zur Verfügung. Durch das schnelle Reagieren auf aktuelle Anforderungen können Sie Ihre regelmäßigen Ausgaben flexibel gestalten – und bestenfalls sogar Ihr Opex-Budget erhöhen. Cloud Migration kann außerdem wertvolle zeitliche Ressourcen für neue Projekte freilegen. Und Sie gewinnen Transparenz über Ihre gesamten Unternehmensdaten: Unterschiedliche Umgebungen lassen sich über ein zentrales Interface verwalten, überwachen und automatisieren. Egal, aus welcher Quelle die Daten stammen.

Was sind mögliche Nachteile der Cloud Migration?

Provider sind zwar für die Sicherheit auf den Plattformen verantwortlich; um die Datensicherheit müssen Unternehmen sich allerdings selbst kümmern. Viele Cloud-Lösungen sind indes Services „von der Stange“, die Ihre spezifischen Anforderungen nur bedingt abbilden können. Deshalb will die Cloud Migration gut geplant sein. Wenn Legacy-Anwendungen, On-Premises- und Cloud-Lösungen schlecht integriert sind, entstehen nur weitere Silos. Das Ergebnis: eine fragmentierte und unnötig komplizierte IT-Umgebung.

Apropos Legacy: Je nachdem, ob Sie mit üblichen Programmen wie ERP, CRM und E-Mail arbeiten, antike oder besondere Systeme nutzen, variieren auch die Systemvoraussetzungen. Microsoft-Tools werden Sie problemlos in der Microsoft Azure betreiben können, auch Google Cloud und AWS sind in der Regel kompatibel mit den gängigen Anwendungen. Aber nicht alle Anwendungen sind mit allen Clouds kompatibel. Vielleicht braucht Ihre Spezialsoftware eine bestimmte Rechenpower oder Ihr Betriebssystem eine bestimmte Umgebung. Bedenken Sie außerdem, dass verschiedene Applikationen im Verbund nicht reibungslos mit aktuellen SaaS-Diensten (wie MS Office 365) zusammenarbeiten. In solchen Fällen ist z. B. mit jedem neuen Release auch ein Testen der Schnittstellen notwendig. Die Cloud Migration erfordert daher eine gute Vorbereitung: Bei Fehlentscheidungen kann der Weg zurück aus der Cloud sonst teurer sein als der Weg in die Cloud.

Cloud oder On-Premises: 10 Fragen, die Ihnen die Entscheidung erleichtern

Sie liebäugeln schon länger mit der Migration in die Cloud? Eine Entscheidung mit großer Tragweite. Dieser Fragenkatalog kann Ihnen bei der Auswahl der passenden Lösung behilflich sein.

  1. Wie hoch ist Ihr IT-Budget? Kommen hohe Anfangskosten infrage?
  2. Sind die räumlichen, finanziellen und personellen Ressourcen inklusive Fachwissen für Installation, Konfiguration und regelmäßige Wartung einer On-Prem-Lösung vorhanden?
  3. Kommt eine längere Implementierungszeit für die Entwicklung einer Vor-Ort-Lösung infrage?
  4. Ist bereits eine lokale Infrastruktur vorhanden und soll diese in die Cloud migriert oder parallel weiterbetrieben werden?
  5. Wie wichtig sind Ihnen Best Practices und Module zur Verbesserung Ihrer Geschäftsprozesse?
  6. Welche Arten und welches Volumen an Daten müssen verarbeitet werden? Ist zusätzlich die (ressourcenintensive) digitale Archivierung von Akten und Dokumenten geplant?
  7. Wie sehen Ihre Geschäftsprozesse aus – und welche Cloud (Public, Private oder Hybrid) kann diese am besten abbilden?
  8. Muss Ihre IT-Infrastruktur mit verändernden Praxisanforderungen flexibel skalieren können?
  9. Welche Systeme nutzen Sie zur Datenverarbeitung? Ist die bereits vorhandene Software von bestimmten Technologien abhängig?
  10. Arbeitet Ihr Team an mehreren Standorten und braucht ortsunabhängig Zugriff auf alle relevanten Anwendungen? Gilt dies auch für Externe?

Voraussetzungen für die Cloud Migration

Jeder Umstieg ist anders. Je nach Anwendungsfall kann die aktuelle Infrastruktur 1:1 in die Cloud übertragen werden oder muss im Rahmen eines umfassenderen Projekts an die neue Cloud-Welt angepasst werden. Hierbei ist zu unterscheiden, ob Sie Commodity-Software oder proprietäre beziehungsweise Nischen-Lösungen migrieren möchten. Bei Commodity-Software wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, E-Mail und Terminkalender sollten Sie berücksichtigen, dass unterschiedliche Cloudanbieter ihre eigenen Groupware-Lösungen favorisieren und ein Migrieren der Bestandsdaten anfällt. Für das Gros der Anwendungsfälle ist mit wenigen bis keinen Umstellungsproblemen zu rechnen.

Eine Migration des E-Mail-Servers in die Cloud ist beispielsweise eines der komplexesten Szenarien und erfordert eine gewissenhafte Planung. Zu berücksichtigen sind neben den zu migrierenden Daten etwa auch potenzielle Wechselwirkungen zwischen dem Mailsystem und anderen Applikationen sowie Notfallpläne. Aus Nutzersicht ist die Migration im besten Fall vollkommen transparent und benötigt jenseits von Konfigurationen keinerlei Anpassungen.

Bei proprietärer Software oder Nischen-Open-Source-Lösungen wird die Cloud Migration ein wenig komplizierter: Haben Sie sicherheitskritische Kommunikationspfade, die on-prem oder gar offline problemlos funktioniert haben, aber in der Cloud eventuell VPN-Lösungen erfordern? Müssen Ihre Systeme in abgeschottete Container segmentiert werden? Hat Ihre Software starke Abhängigkeiten an die eingesetzte Hardware? All diese Fälle müssen gesondert betrachtet werden.

Vorab-Analysen und ein Cloud-Adoption-Plan legen das Fundament für einen gelungenen Umzug in die Cloud. Wichtig ist, dass Sie eine umfassende Cloud-Strategie und einen Migrationsplan für den Umzug haben. Darin sollte jedes Detail geregelt sein: ob Sie nur einzelne oder alle Services auslagern, wann und wie dies stattfinden soll etc. Nur wenn Sie wissen, welche Prozesse und Workflows besonderen Schutz benötigen, können Sie ermitteln, welches Modell die Anforderungen Ihres Unternehmens am besten erfüllt.

Deshalb brauchen Sie ein dediziertes Kompetenzteam – das sogenannte Cloud Competence Center –, das sich um die Strategie, Planung und alle künftigen Cloud-Angelegenheiten in Ihrem Unternehmen kümmert. Es sollte aus Fachkräften, dem CIO, der Geschäftsleitung und einem erfahrenen Cloud-Partner bestehen.

7 Schritte zur erfolgreichen Cloud Migration

Wie also sieht der Prozess einer sicheren Migration in die Cloud aus? Er besteht aus sieben aufeinander aufbauenden Schritten. Was in der jeweiligen Phase zu tun ist, haben wir nachfolgend kurz erläutert:

  1. Analyse des Ist-Zustands: Beginnen Sie mit einer kompletten Bestandsaufnahme – von der IT-Landschaft und Workloads über Technologien für Routing bzw. Netzwerktopologien bis hin zu personellem Know-how, Datenschutz und Compliance. Spezielle Tools verschaffen Ihnen durch Anwendungserkennung und Zuordnung von Abhängigkeiten umfassende Transparenz.
  2. Definition der Ziele: Bestimmen Sie alle mittel- und langfristigen Ziele, die durch die Cloud Migration erreicht werden sollen.
  3. Definition der benötigten Prozesse in der Cloud: Identifizieren Sie, welche Cloud-Services Sie für das Sicherstellen der Funktionsfähigkeit von Datenbanken, Softwarefunktionen, Anwendungen etc. benötigen. Hierzu gehört auch die Trennung Ihrer Geschäftsprozesse in kritische und weniger kritische Workloads.
  4. Bestimmung der technischen Anforderungen: Sammeln Sie alle relevanten Parameter und legen Sie fest, welche Service Level Agreements (SLAs) eingehalten werden müssen.
  5. Auswahl passender Produkte und Partner: Ausgehend von den definierten Anforderungen und SLAs bestimmen Sie in Abstimmung mit dem CIO und der Geschäftsleitung die richtigen Produkte und Dienstleister. Denken Sie frühzeitig an Ihre Cloud Security: Als Experte für Cloud Management und Cloud Migration beraten wir Sie gern herstellerunabhängig zum passenden Tool.
  6. Erstellung eines Projektplans: Gemeinsam mit Ihrem Provider erstellen Sie die Cloud Adoption Map. Sie definiert, wie Ihre Technologien aus der On-Prem-Umgebung in die Cloud überführt werden und welche Workloads und Prozesse in welcher Cloud-Umgebung laufen.
  7. Umsetzung: Ihnen liegt nun der Blue Print vor, um die Migration durch die eigene IT-Abteilung oder einen externen Partner umzusetzen. Während des Umzugs ist ein normales Weiterarbeiten möglich. Denken Sie daran, auch Kunden und Kolleg*Innen abzuholen – sei es durch Testumgebungen, regelmäßige Updates oder Schulungen.

Fazit

Mit der richtigen Herangehensweise können Unternehmen auch komplexe bestehende Systeme erfolgreich in die Cloud migrieren. Damit die Cloud sicher, skalierbar, performant, flexibel und agil ist, braucht es ein engagiertes Cloud Competence Center, eine integrierte Strategie und eine Cloud Adoption Map.