Eine Cloud kommt selten allein: Das Thema Multi-Cloud-Management wurde in den letzten Jahren immer wichtiger. Gleichzeitig sind viele Unternehmen skeptisch gegenüber dem multiplen Modell – das belegen auch aktuelle Studien. Damit sich die Multi Cloud lohnt und Unternehmen keine Sicherheitsrisiken eingehen, müssen bestimmte Aspekte frühzeitig beachtet werden.

Bildschirm mit Multi-Cloud Service-Symbolen.
Multi Cloud © Who is Danny / Adobe Stock

Welche Rolle spielen Cloud-Strategien heute?

Kollaborationsplattformen, verteilte Anwendungen und externe Speicher sind ein fester Bestandteil in zukunftsorientierten Unternehmen. Während Cloud Computing schon vor 2020 auf dem Vormarsch war, nahm es durch die plötzliche Notwendigkeit zur Digitalisierung infolge der Pandemie erst recht Fahrt auf. Multi-Cloud-Umgebungen sind heute gang und gäbe, ob als zusätzliche Sicherheitsplattform oder zur Vermeidung von Vendor-Lock-ins. Wie die IDC-Studie „Cloud-Infrastrukturen und Cloud-Architekturen in Deutschland 2021“ zeigt, gehen deutsche Unternehmen mit gutem Beispiel voran: Bei 80 % der Befragten sind verschiedene Cloud-Arten im Einsatz. Außerdem haben 95 % der Unternehmen eine Cloud-Strategie entwickelt. Letztere sollte optimalerweise immer aus der allgemeinen Business- und der Digital-Strategie abgeleitet sein.

Was genau bedeutet Multi Cloud?

Die Multi Cloud kann als eine Erweiterung der Hybrid Cloud (Mix aus Private und Public Cloud) betrachtet werden. In der Multi Cloud werden mehrere Cloud-Plattformen und -Dienste unterschiedlicher Anbieter zu einer gemeinsamen Cloud kombiniert. In der Praxis kann zum Beispiel in einer Public Cloud eine neue App-Infrastruktur aufgebaut werden, während Workloads über andere öffentliche Cloud Provider laufen. Die Multi Cloud arbeitet also ähnlich wie ein Automobilhersteller, der Einzelteile verschiedener Lieferanten zu einem Fahrzeug zusammenfügt.

Eine Multi-Cloud-Umgebung kann sowohl Public Clouds wie Amazon Web Services, Google Cloud Plattform oder Microsoft Azure als auch Private Clouds beherbergen. Auf diese Weise lassen sich Dienstleistungen wie Software as a Service (SaaS), Infrastructure as a Service (IaaS) oder Platform as a Service (PaaS) nach Bedarf nutzen.

Hybrid vs. Multi – wo liegt der Unterschied?

Die Multi und die Hybrid Cloud basieren zwar beide auf der Kombination mehrerer Clouds, sind aber dennoch klar voneinander zu trennen. Die Hybrid Cloud ergänzt die private Cloud um zusätzliche Ressourcen durch eine öffentliche Cloud, sodass Ressourcen wie Speicherplatz oder Rechenleistung mit Public-Cloud-Diensten flexibel skalieren. Primärziel der Multi Cloud ist die Verteilung der einzelnen Infrastrukturen, Anwendungen und Services auf die Systeme verschiedener Provider, um anbieterunabhängig zu bleiben.

Warum es „die“ Multi Cloud nicht gibt

Den heiligen Gral in puncto Multi Cloud gibt es ebenso wenig, wie es die eine Brille für jede Fehlsichtigkeit gibt. Jede Branche und jedes Unternehmen bringen spezifische Anforderungen mit sich. Finanzinstitute brauchen beispielsweise schnellen Zugriff auf strukturierte und unstrukturierte Daten (wie Aktieninformationen und Nachrichten), um Marktbewegungen analysieren und vorhersagen zu können. Für Industrieunternehmen sind hingegen vor allem cloudbasierte IoT-Services relevant, um Maschinen an unterschiedlichen Standorten anschließen und überwachen zu können.

Hinzu kommt, dass bestimmte Funktionalitäten nur bei bestimmten Anbietern verfügbar sind. Zum Beispiel bietet Azure Self-Service wertvolle Business Intelligence inklusive Informationen, Berichte und übersichtlicher Dashboards, während AWS zahlreiche Anwendungen für die Spracherkennung und die Erkennung von Anomalien umfasst. Ob diese Funktionen nützlich sind, und welches Cloud-Angebot für Sie das richtige ist, hängt also von Ihrem Geschäftsmodell ab.

Die wichtigsten Vorteile einer Multi-Cloud-Strategie

Ein Fahrplan für die Cloud hat viele Vorteile, wenn er mit der allgemeinen Business- und der IT-Strategie des Unternehmens Hand in Hand geht. Zu den wichtigsten Vorteilen zählen zum Beispiel:

  • Kosteneinsparungen: Ein bedarfsorientierter Service-Mix senkt langfristig die IT-Kosten – nicht ohne Grund nennen 30 % der befragten Unternehmen der IDC-Studie Kosteneinsparungen als Motiv für die Cloud-Nutzung.
  • Flexibilität und Agilität: Die Multi Cloud bietet Unternehmen eine große Auswahl an Möglichkeiten, die sich über eine zentrale Managementkonsole verwalten lassen. Dadurch lässt sich für jeden Bedarf die optimale Variante schnell und flexibel verwenden.
  • Höhere Zuverlässigkeit: Wenn primäre Clouds Leistungsprobleme haben oder angegriffen werden, können Hot oder Cold Standby Clouds als Fallback-Lösung dienen. Idealerweise lassen sich die ausgefallenen Services schnell und flexibel von einem anderen Provider beziehen, bis die primäre Cloud wieder verfügbar ist.
  • Performance-Optimierung: Unterschiedliche Geschäftsvorfälle benötigen unterschiedliche Ressourcen. Mit einem Multi-Cloud-Ansatz kann Ihr Team einzelne Softwarekomponenten auf Basis der Geschäftsvorgaben optimieren. Je nach Arbeitslast kann die passende Cloud gewählt werden.
  • Keine Anbieterbindung: Multi-Cloud-Unternehmen können Angebote verschiedener Provider vergleichen und für jede Anforderung die optimale Lösung wählen. Sollten im Laufe der Zeit andere Cloud-Anbieter für beispielsweise Rechenkapazität (wie CPU oder Speicherplatz) oder Infrastrukturen wirtschaftlicher oder besser geeignet sein, können Multi-Cloud-Unternehmen rasch wechseln. Die Abhängigkeit von einem Anbieter und das Risiko des Cloud-Vendor-Locks entfallen damit. Ab wann sich ein eventueller Wechsel wirtschaftlich lohnt, muss im Einzelfall entschieden werden.
  • Besserer Schutz vor DDoS-Angriffen: Wenn Datenverkehr und Services eines Unternehmens auf mehrere Cloud-Architekturen verteilt sind, gibt es keinen Single Point of Failure. Dadurch ist es deutlich schwieriger, mit einem Distributed Denial-of-Service (DDoS) das gesamte System lahmzulegen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, braucht automatisierte regelmäßige Back-ups inklusive aktueller Komponenten im Hot Standby in verschiedenen Clouds.

Zentrale Herausforderung des Multi-Cloud-Ansatzes

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Auf diese Herausforderungen sollten Sie sich vorab einstellen.

  • Komplexität: Die Multi Cloud mag die Verwaltung der Infrastruktur vereinfachen, erhöht aber gleichzeitig auch die Komplexität. Auslöser sind neben der eingeschränkten Transparenz auch der Zuwachs an neuen Services und Schnittstellen sowie die Kontrolleinbußen nach der Migration.
  • Cloud Security: Die Komplexität der Cloud-Infrastruktur begünstigt wiederum Schwachstellen, die gezielt ausgenutzt werden können. Gleichzeitig haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, sämtliche Datenströme zu und aus den Clouds, geschweige denn die gesamte IT-Architektur, sichtbar zu machen.
  • Skalierung: Je mehr Anbieter und Cloud-Modelle im Einsatz sind, desto komplexer und schwieriger ist das Management der Komplettlösung.
  • Orchestrierung und Deployment: Mit vielen verschiedenen Anbietern geht eine höhere Anzahl möglicher Schnittstellen und Fehlerquellen einher. Statt einem einheitlichen Datenschutz- und Datensicherheitskonzept finden Unternehmen oft viele verschiedene Einzelkonzepte vor und müssen die am besten passende Lösung wählen. Vor allem bei PaaS, SaaS und FaaS ist die Verteilung der Workloads nicht einheitlich geregelt. Damit sich diese Services auch über verschiedene Provider portieren lassen, sind oft Orchestrierungstools notwendig.
  • Monitoring: Infolge der hohen Komplexität der verteilten IT-Architektur und der wachsenden Tool-Anzahl wird auch das Monitoring über mehrere Cloud-Stacks hinweg zur Herausforderung. Hinzu kommt, dass Cloud-native Technologien wie Container und Serverless-Funktionen oft nur wenige Sekunden oder Minuten sichtbar sind. Deshalb muss das Monitoring in Echtzeit erfolgen.

Die flexible, kostengünstige Multi Cloud – eine Utopie?

Dieselben Herausforderungen tragen aber auch dazu bei, dass die Multi Cloud schon seit einiger Zeit ins Schleudern gerät. Laut IDC-Studie geht der Trend eindeutig zur Hybrid Cloud: Demnach nutzten 2021 noch 42 % der Befragten die Multi Cloud und planen nur noch 14 %, sie auch 2023 einzusetzen. Grund dafür ist vor allem die komplexe Governance. Das Leistungspotenzial der Multi-Cloud-Strategie beherrschen heute überwiegend Großunternehmen. Andere riskieren lieber den Cloud-Vendor-Lock-in, um dafür die Komplexität zu senken.

Und darüber hinaus? Ein Lichtblick sind zum Beispiel die Containertechnologie oder Gaia-X. Bei Gaia-X handelt es sich um ein genossenschaftlich strukturiertes Netzwerk von nach europäischem Recht arbeitenden Cloud-Anbietern. Alle Dienstleister arbeiten mit Schnittstellen und Stacks, die einheitlich zertifiziert werden. Mit Gaia-X haben auch Provider mit neuartigen Angeboten eine Chance, ihre Services auf einer geprüften und sicheren IT-Infrastruktur in den Markt zu bringen. Die Containerisierung vereinfacht die Orchestrierung der Multi Cloud und ermöglicht eine einheitliche Managementumgebung, in die die verschiedenen Cloud-Anbieter integriert werden können.

Eine weitere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Cloud-Management-Partner. Als Lacework Partner unterstützt NetDescribe Unternehmen bei der optimalen Nutzung moderner Toolsets. Die Lösung erlaubt Unternehmen mit einer Multi-Cloud-Strategie, mit nur einem Toolset und in einer konsolidierten Ansicht, die Sicherheit und Compliance der Multi-Cloud-Umgebung sicherzustellen.

Fazit

Multi-Cloud-Architekturen sind komplex – aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Sie leisten nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur digitalen Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Falls Sie die Komplexität Ihrer Umgebung reduzieren wollen, lohnt sich ein Blick auf die Hybrid Cloud oder Container Technologie. Wer anbieterunabhängig bleiben und an der Multi Cloud festhalten will, braucht eine moderne und einheitliche Lösung: Wichtig ist, dass die Plattform sämtliche Daten zentral und in Echtzeit verarbeiten kann, volle Visibilität gewährt und analysebasiert beim Ergreifen der richtigen Maßnahmen unterstützt.