EDR, NDR und XDR – was sich wie eine Zeile aus einem Fanta-4-Song liest, beschreibt wichtige Security-Ansätze für flächendeckende Transparenz und Sicherheit. Was genau bedeuten Endpoint, Network und Extended Detection & Response? Und was bringen sie in der Praxis? Dieser Artikel decodiert den Fachjargon und gibt einen Überblick.

IT-Mitarbeiter beschäftigt sich mit Security-Ansätzen NDR, XDR und EDR.
NDR XDR EDR © NicoElNino/Adobe Stock

EDR, NDR und XDR – die oft vernachlässigten Helfer

Des einen Freud, des anderen Leid: Klassische Präventionsmaßnahmen wie die altbewährte Firewall oder Antivirensoftware genießen in vielen Unternehmen immer noch großes Vertrauen. Zumal aktuelle Buzzwords wie EDR, NDR, XDR und MDR bei Sicherheitsverantwortlichen oft für Verwirrung sorgen.

Kein Wunder: Die Anzahl der Angebote und der jeweilige Leistungsumfang sind schwer zu überblicken. Dahinter stecken übrigens

  • Endpoint Detection & Response (EDR),
  • Network Detection & Response (NDR),
  • Extended Detection & Response (XDR) und
  • Managed Detection & Response (MDR).

Warum an diesen Methoden kein (sicherer) Weg vorbeiführt, zeigt die brisante Entwicklung von Cyber-Angriffen in den letzten Jahren. In dem Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland 2021 weist das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik auf die wachsende Gefahr durch Ransomware hin. Im Jahr 2021 wurden etwa 144 Mio. neue Schadprogramme registriert – ganze 22 % mehr als im Vorjahr.

Darauf ist das Gros der Unternehmen nicht vorbereitet: Nach einem ebenfalls 2021 veröffentlichten Bericht von S&P Global Market Intelligence gaben nur 54 % der Befragten an, dass sie über ein Security Operations Center (SOC) verfügen. Mehr als 90 % erklärten, dass sie nicht alle Sicherheitswarnungen eines Tages untersuchen können.
Hinzu kommen sich (teils unkontrolliert) ausbreitende IT-Umgebungen – bedingt durch Cloud-Migration, IoT und Mobile Working. Eine Herausforderung für jedes SOC, die nur mit hilfe spezifischer Datenquellen beziehungsweise Toolklassen zu meistern ist. Hier kommen EDR, NDR und XDR ins Spiel.

EDR – Endpoint Detection & Response

EDR bezeichnet Software zum proaktiven Erkennen und Lösen von Problemen bei Endpunkten und Hosts. Ob Server, IoT-Gerät, Laptop, Smartphone oder Cloud-Instanz: Jedes Gerät, das mit Ihrem Unternehmensnetzwerk kommuniziert, ist anfällig für virtuelle Bedrohungen. Und jede dieser Verbindungen mit dem Netzwerk bedroht potenziell die Daten und den Geschäftsbetrieb Ihres Unternehmens. EDR-Tools erfassen, korrelieren und analysieren Daten über alle Aktivitäten von netzwerkgebundenen Endgeräten hinweg. Die Systeme nutzen diese Daten dann zum Auffinden potenzieller Risiken. Zusätzlich unterstützen sie das Security-Team beim Analysieren und Beheben dieser Bedrohungen.

Ein Beispiel: Öffnet ein Mitarbeiter Ihres Unternehmens eine bösartige Website und lädt unwissentlich Malware herunter, kann ein EDR-Produkt einspringen und den drohenden Angriff rechtzeitig am Endgerät abblocken.

Die wichtigsten Ziele und Vorteile von EDR:

  • Überwachung der Benutzer- und Softwareaktivitäten an allen Endpunkten
  • proaktive Erkennung und Untersuchung fortschrittlicher Bedrohungen
  • Bewertung von Schwachstellen bei verbundenen Endgeräten
  • zuverlässige Alarmierung und vereinfachte Reaktion auf Incidents
  • Automatisierungsfunktionen und umfassende Integrierbarkeit

Traditionell war EDR eine der wichtigsten Anlaufstellen für SOCs bei der Erkennung und Behebung von Incidents. Bis etwa 2018 galt EDR als Standard – zum Absichern moderner Systeme reicht es aber nicht mehr aus. Unberechtigte externe Endgeräte lassen sich damit nicht sehen oder verwalten. Manche EDR-Tools können zwar auch Netzwerkdaten sammeln, in der Regel aber keine Echtzeit-Transparenz des Ost-West-Datenverkehrs schaffen. Vor allem Advanced Persistent Threats (APTs) und Ransomware im Netzwerkverkehr bleiben mit klassischen EDR-Tools häufig unentdeckt.

NDR – Network Detection & Response

NDR steht für die Überwachung und Analyse des Netzwerkverkehrs, einschließlich der Reaktion auf potenzielle Bedrohungen. Mittels künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen schaffen NDR-Produkte volle Transparenz im netzwerk- und geräteübergreifenden Datenverkehr. Dafür analysieren sie Logs und Datenpakete auf Netzwerkebene und lernen zunächst den üblichen Betrieb. Bei ungewöhnlichen Abläufen sendet die NDR-Lösung eine zuverlässige Warnung inklusive Kontextinformationen. Ihr SOC-Team erkennt also schneller, ob, wann und wo Anomalien im Unternehmensnetzwerk auftreten.

Die wichtigsten Ziele und Vorteile von NDR:

  • vollständige Sichtbarkeit der Netzwerkzugriffe und des Traffics
  • proaktive Echtzeit-Erkennung von fortschrittlichen Bedrohungen und Performance-Problemen im Netzwerk
  • Überwachung von Lateral Movement im Firmennetz
  • zuverlässige Alarmierung und Unterstützung bei Reaktionsmaßnahmen
  • Aufdeckung von Anomalien und verdächtigem Nutzerverhalten

Der NDR-Markt boomt und zählt zu den am schnellsten wachsenden Segmenten der Cyber Security: Nachdem bereits einige EDR-Anbieter öffentlich gehandelt werden, streben auch die ersten NDR-Provider den Börsengang an. NDR gewinnt nicht nur als Ergänzung von EDR in Zeiten komplexer Netzwerkstrukturen an Bedeutung. Die Reichweite, Analyse- und Reaktionsfähigkeiten der entsprechenden Tools werden immer besser. Zeitgleich liefern Cloud-Instanzen die nötigen Ressourcen für umfangreiche Echtzeitanalysen riesiger Datenmengen. Doch auch NDR hat seine Grenzen und ist letztlich vom Faktor Mensch abhängig: Raffinierte Angriffe ohne Malware-Komponenten, z. B. Phishing, können unter dem Radar laufen.

Tipp: ExtraHop Reveal(x) ist eine NDR-Plattform, die die Erkennung, Korrelation und Analyse in einem Workflow bündelt. Per maschineller Lernanalyse untersucht und identifiziert ExtraHop Reveal(x) den verschlüsselten Datenverkehr, Rogue-Knoten, verbundene IoT-Geräte und BYOD-Systeme in Echtzeit. Features wie Auto Discovery, die globale Suche und eine gute Integrierbarkeit entlasten Ihr SOC und beschleunigen die Problemlösung.

Network Detection and Response in der Cloud

ExtraHop unterstützt Sie dabei, Ihre Sicherheitsverfahren ebenso wie Ihre Geschäftsabläufe ganz auf die Cloud auszurichten.

XDR – Extended Detection & Release

XDR erweitert das Potenzial von EDR und NDR um zusätzliche Funktionen. Denn mit dem Einzug der Cloud-Umgebungen, SaaS und PaaS in die IT-Architekturen reicht die konventionelle Endpunkt- und Netzwerksicherheit nicht mehr aus. XDR sammelt Stack übergreifend Telemetriedaten. Neben den konventionellen Endpunkten integriert es auch den Netzwerk- und Geräteverkehr, Hosts, Firewalls und Cloud Services.

Dementsprechend umfassend sind die daraus resultierenden Datenmengen – obwohl XDR in der Regel nur die wichtigsten Datensätze sammelt. Um diese riesigen Data Lakes interpretieren und korrelieren zu können, arbeitet XDR mit maschinengestützten Verhaltensanalysen und automatisierten Auswertungsmethoden. XDR-Plattformen geben Security-Teams also ein aufschlussreiches Gesamtbild der Bedrohungslage ihrer IT-Infrastruktur. Das ermöglicht ihnen, Bedrohungen in der gesamten IT-Umgebung überhaupt erkennen und anschließend schneller identifizieren und beheben zu können.

Die wichtigsten Ziele und Vorteile von XDR:

  • Echtzeit-Transparenz über Endpunkte, Netzwerke, Server, Clouds und Anwendungen hinweg
  • proaktive Erkennung von (un)bekannten Bedrohungen und Lateral Movement
  • ganzheitliche Überwachung, Alarmierung und Schadensminimierung mit Threat Intelligence
  • flächendeckende Schwachstellenbewertung
  • Vereinfachung und Konsolidierung von Incidents und Aktivitäten über mehrere Quellen/Systeme hinweg

Übrigens: Leider schließt auch XDR nicht sämtliche Transparenzlücken, die moderne Infrastrukturen mit sich bringen.Durch den Einsatz einer SIEM-Lösung können SOC-Teams die Korrelation und Sichtbarkeit weiter vertiefen. Worin XDR und SIEM sich unterscheiden, erfahren Sie in unserem weiterführenden Beitrag zu XDR.

Tipp: Die Edge-to-Edge-Sicherheitsplattform Singularity von SentinelOne schafft nicht nur plattformübergreifend Transparenz der Endpunkte, sondern unterstützt auch die vollautomatische Reaktion auf Incidents.

… und was bedeutet MDR?

Wenn Sie MDR in Anspruch nehmen, outsourcen Sie die Detection-und-Response-Maßnahmen und genießen bei einem guten Anbieter umfassende Sicherheit 24/7. Sie müssen die erforderlichen Sicherheitskompetenzen und Ressourcen in dem Fall nicht intern aufbauen. Stattdessen haben Sie Zugriff auf einen flexiblen Pool von Sicherheitsspezialist*Innen für Endpunkt- und Netzwerküberwachung sowie die Analyse und Reaktion auf Incidents. Ein guter Managed Service schafft Security Compliance, reduziert das Risiko durch verpasste Warnungen und vereinfacht Ihrem Team so die tägliche Sicherheitsarbeit.

Fazit: Unternehmen brauchen eine solide Detection & Response

Ob Sie bereits mit Lösungen für EDR, NDR oder XDR arbeiten oder ob Sie Ihren Stack erweitern wollen:

Achten Sie auf volle Transparenz in Echtzeit. Dies gilt für BYOD- und IoT-Devices ebenso wie für Anwendungen, das Netzwerk und Cloud-Umgebungen. Dank KI-gestützter Analyse und Automatisierung entlasten Detection-and-Response-Lösungen nicht nur Ihr SOC, sondern unterstützen auch ein effizientes Risikomanagement. Vorausgesetzt, die Plattformen können auch massive und heterogene Datenmengen verarbeiten – sei es in der Public Cloud oder on-prem.